048 – Donnerstag: Donkey Shot und Tinnitus

Erst wollte ich gestern ausschweifend über meine Liebe zu 16 Horsepower schreiben, da kamen mir O’Brother in die Quere. Deswegen heute nichts über David Eugene Edwards. Wird aber definitiv noch kommen, weil: seit mehr als 20 Jahren wichtige Musik für mich.

Zum eigentlichen Beitrag:
beruflich stehe ich am Tag seit längerem mindestens sechs Stunden am Stück. Freiwillig. Morgens fahre ich meinen Schreibtisch hoch und stehe einfach. Waren es anfangs noch ein, zwei Stunden, sind es mittlerweile ganze Arbeitstage. Und es fühlt sich gut an. Nachmittags direkt ein, zwei Runden mit den Hunden, Training, Kochen, Essen, Lesen. Mein Alltag. Und Musik, klar. Die ist immer mit dabei.
Wobei mir auch durchaus bewusst ist, dass ich keine Musik mehr brauche.
An Tagen, an denen ich mit Jack intensiver üben muss, verzichte ich auf In Ears. Und es funktioniert mittlerweile wieder sehr gut. Mir ist bewusst geworden, dass ich die Musik lange benötigt habe, um bei mir zu bleiben und mich nicht zu verlieren. Quasi das Grundrauschen. Gerade dann, wenn negative Gedanken aufkamen und die Stilrichtung umso härter wurde. So fiel dann hin und wieder auch das Training aus.
Was allerdings dann hin und wieder nervt, ist der Tinnitus. Den habe ich mindestens seit 30 Jahren. Ein Mitbringsel meiner Zeit mit Donkey Shot, meiner ersten großen Liebe.

Würde ich den Tinnitus loswerden wollen?
Klar. Meistens bekomme ich ihn nicht mit. Konzentriere ich mich darauf oder bin gestresst, ist er natürlich präsent.
Würde ich tauschen wollen und eine Jugend ohne Band erlebt haben wollen?
Niemals!

Tatsächlich, auf der Bühne rumspringen und Gas geben fehlt mir immer mal wieder ein bisschen. Das Gefühl der harten Saiten, der Bendings, der Riffs und dem fetten Sound. Und dieses Gefühl, etwas zu kreieren, gemeinsam wachsen. Besser werden. Vorfreude auf Equipment. Auf Gigs. Auf Proben. Das Zusammensitzen danach. Verschwitzt, aber gut drauf.
The thrill is gone.